13.07.2002 - Loveparade 2002 - Access Peace
Daten
von: mad
Location: Berlin überall
Ort: Berlin
Beschreibung
Schon im Vorfeld spührten wir, daß es anders werden würde. Es hatte ja auch in den Medien eine Terrormeldung für große Verunsicherung gesorgt, die zwar schnell von der Polizei wieder dementiert wurde, aber anscheinend bei vielen für ein ungutes Gefühl und schließlich die Nichtteilnahme an der Parade sorgte. Es kamen also nur so um die 600.000 Besucher. Und auch einige Wagenbesitzer machten einen Rückzieher.
Unsere Hinfahrt mit dem Bus am frühen Samstag morgen lief flüssig und Staus gab es keine. Als wir dann in Berlin ankamen war es schon auf den ersten Blick nicht so voll wie in den letzten Jahren zur gleichen Zeit und auch Bühnen fürs Warmup waren eher dürftig gesäht.
Nachdem wir dann unsere Sachen für 5 Euro (damals waren es noch 5 DM) abgegeben hatten, ertönten auch schon so gegen 14:00 Uhr die ersten Sondanlagen und kurze Zeit später setzte sich die Karavane aus Loveparade Trucks in Bewegung.
Wir staunten nicht schlecht, daß der Sound größtenteils unkommerziell und eine Mischung aus langsamem Schranz und House verkörperte. Ein Sound der zwar angesagt ist (wenn er denn etwas schneller gewesen wäre) aber dennoch irgendwie nicht typisch für eine Parade ist und mit dem die Zuschauer und nicht so eingefleischten Technojünger relativ wenig anfangen können. Vielleicht war das auch der Grund für die ziemlich gereizte Stimmung.
Die Wagen hielten auch mal wieder ihre Abstände nicht ein, was nicht schlimm gewesen wäre, wenn denn auch die erwarte Million Besucher dagewesen wäre.
Eine weitere negative Sache war das Wetter. Der Morgen war mittelmäßig bewölkt gewesen, doch im Verlauf der Parade häuften sich die vom Himmel gesandten Regentropfen. DJs wurden kuzerhand unter Planen verfrachtet und es schien, als
sei der Regen eingeplant worden. Doch mit dem Regen war es noch nicht genug. Die Polizei gab eine Sturmwarnung aus und empfohl den Tiergarten zu verlassen, sollte sich der Wind verstärken. Die Warnung wurde aber etwas später vom Wetterdienst zurückgezogen und sicherte so den Job der fleißigen Loveparade-Saubermachern *g*.
Das beliebteste Thema für Loveparade Kritiker ist immer der Berliner Tiergarten und dessen Zerstörung durch den Feind "RAVER". Auch dieses Jahr bot er wieder genug Platz
zum Chillen. Chillen natürlich ohne Drogen, denn es hatte den Anschein als sein in diesem Jahr besonders viele Polizisten stationiert gewesen. Ammoniak hat wohl weniger
als in den letzten Jahren den Boden versauert, denn Klos gab es genug. Und auch können die Raver nicht so viele Pflanzen zerstört haben, denn der Wind war schneller und
effektiver als es ein Raver hätte sein können und der Parade einige Tage zuvorgekommen. Auch auf dem heftigsten LDS-Trip hätte wohl keiner solch massive Bäume entwurzeln können. Eine sehr coole Sache war der inoffizielle Jägermeistertruck, ein mit fettestem Sound, vielen Auobatterien und ein paar mobilen CD-Playern ausgestatteter Bollerwagen. Er sorgte im Tiergarten für Stimmung.
Schließlich wurde es dann Abend und die Soundsysteme um die Siegessäule beschallten das doch noch entstandene Gedränge und die Wagen kamen einmal wieder nicht rechtzeitig an
so daß man sich stark konzentrieren mußte, um das was aus den Boxen kam von dem Geschrei und dem Lärm der Trillerpfeifen zu filtern.
Der Sound an der Siegessäule war Schranz, aber das Thema hatten wir ja schon ... Wir begaben uns also rechtzeitig wieder in Richtung Bahnhof Zoo. Auf dem Weg begegneten wir
noch einem Hardcorewagen wo die Jungs von PTP für verdammt gute Stimmung sorgten und usere Stimmung mit viel Happy Hardcore wieder aufbesserten. Was für uns jedoch unverständlich war, ist die Tatsache, daß sich irgendein häßlicher Fettkloß breitschultrig auf das Geländer des
Wagens lehnte und stolz seine 88 (8. Buchstabe=H; HH= Heil Hitler) auf seiner linken Brust präsentierte. Sowas ist eigentlich viel schlimmer als jeder Mißbrauch von Drogen, aber erzähl das mal einer der Polizei.
Insgesamt gesehen paßt die Parade ganz gut momentantanen Befinden der Szene: Kommerz gegen Antikommerz und goßes Clubsterben. Der Umschwung hat begonnen und nächstes Jahr wird es vielleicht endlich wieder einmal annähernd so, wie es damals war. Wir freuen uns jedenfalls auf die Reincarnation in Hannover, deren Konzept wesentlich besser ist als das der Loveparade.