16.07.2006 - Loveparade: 4 Leute + Chaos

Daten

von: mad

Location: nicht angegeben

Ort: Berlin

Beschreibung

Das Allgemeine
Was für ein Sommer! Noch vor einer Woche war das Brandenburger zur Fanmeile erklärt worden und Deutschland zeigte der Welt zusammen mit Freunden, wie man feiern kann. Dieses Wochenende ging die Party weiter - zwar mit einem anderen Hintergrund, aber nicht weniger berauchend. 1,2 Millionen Menschen sollen sich laut Veranstalter in den Straßen um die Siegessäule angesammelt haben. Wir können nur bestätigen, daß es voll, laut und bunt gewesen ist und jeder, der nicht dabei war, ein großes Highlight dieses Sommers verpaßt hat.

Der Beginn

Nach langem Hin und Her und der Unschlüssigkeit meiner Freunde kam ich zum Entschluß, die Bahn als Transportmittel zu benutzen. Am Bahnschalter einen Tag davor stellte sich leider heraus, daß man von Hannover mit dem Wochenendticket länger unterwegs ist, als anschließend auf der Parade.

Der Kostenfaktor gewann aber schließlich das Match und so trafen sich Jin, Tino, Stephan und ich uns schließlich um 09:30 auf Gleis 13. Eine viertel Stunde später traf dann auch der Regionalexpreß Richtung Wolfsburg ein und mit ein wenig Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen gehörte uns eine 4er Sitzgruppe. Alles bestens. Doch der Zug wurde immer voller und selbst der Laie konnte sehen und hören, daß der Großteil der Reisenden nach Berlin wollte. Irgendwann riefen dann die Schaffnerin und angeblich auch ein männlicher Zugbegleiter, daß ein Sonderzug um 10 von Gleis 3 direkt nach Berlin durchfahren würde und daß bitte alle Berlinreisenden sich dorthin begeben sollten. Gesagt, getan. Wir stürmten zu Gleis 3, denn es blieb nicht mehr viel Zeit bis 10 Uhr. Gleis 3 füllte sich mit Feierleuten und Züge, auf denen nicht Berlin stand, hielten an und fuhren weiter. Um 10:10 lief dann ein Feiermensch den Bahnsteig entlang und rief allen zu: "Ihr wurdet verarscht. Die Bahn hat uns verarscht!" Wir konnten es nicht glauben und begaben uns wie viele andere zum Informationsschalter. Alles Betteln, alles Feilschen, alles Fluchen half nichts. Man gab uns lediglich eine Karte mit der Telefonnummer der Beschwerdehotline und wies uns indirekt darauf hin, daß wir aus Sicht der Bahn zu ungewollten Fahrgästen zählten. Mit der nächsten Bahn wären wir im besten Fall gegen halb 4 in Berlin gewesen. In Hinblick auf die letzte Bahn um 20:00 Uhr war das keine Alternative.

Der Trip
Jin kam schließlich auf die Idee, einen Mietwagen zu nehmen und verkaufte verlustfrei das Wochenendticket an eine lustige Gruppe netter Spanier. Dank Bahncard bekamen wir dann für 59 Euro und eine kleine Kaution einen schwarzen Polo, der lediglich 5000 km auf dem Zähler stehen hatte, einen CD Player, einen gut klingenden Sound sowie eine Klimaanlage besaß. Bei Mediamarkt kauften ich dann noch schnell etwas Musik ein und ohne Staus oder sonstige Probleme erreichten wir um 14:00 Uhr die Vororte von Berlin. Für einen netten Chillout kauften wir im Havelpark noch schnell einen Instantgrill und was man sonst noch so für ein gepflegtes Barbecue braucht.

Die Ankunft
Schließlich suchten wir uns unweit des Ernst-Reuter-Platzes einen kostenlosen Parkplatz. Gegen 15:00 Uhr passierten wir dann schließlich die Glas-Kontrolle zur Straße des 17. Juni. Meine Sonnenbrille bestand zwar aus Plastik, aber ich fragte trotzdem besser nochmal nach ;-)

Die Straße war hier noch relativ leer und vor den am Rand aufgebauten Bühnen tanzten nur einige wenige. Doch erste Befürchtungen, es könnten wirklich nur 400.000 wie angekündigt erscheinen, stellten sich umso später es wurde und umso näher die Siegessäule rückte als falsch heraus. Die Stimmung schloß an die der letzten Paraden an und war aus unserer sicht sogar noch ein ganzen Stück besser. Sicher war es auch eine Folge des neuen Konzeptes, daß die Wagen im Vorfeld gevotet werden konnten und der guten Arbeit der DJs, die die richtige Musikauswahl trafen. Doch auch die Sonne und das angenehm warme Berlinklima trugen ihren Teil bei.

Die Siegessäule
Nach einer kurzen Besichtigung der lustigen Pinkelbäume im Tiergarten startete auch schon das Programm an der Siegessäule. Dort holten wir das letzte an Energie heraus und feierten friedlich zu den Sets von Anja Schneider, Tiefschwarz, Westbam, Paul von Dyk und einigen anderen. Die beiden letztgenannten stellten sich als definitives Highlight heraus. Westbams Scratchtechnik konnte wieder einmal überzeugen und der trancige Sond von Paul ließ die Arme in die Höhe gehen.

Da wir nicht ganz vorne standen, war die Musik teilweise leider etwas leise, doch der Anblick der zeitweise blau angeleuchteten Siegessäule mit einer großen Anzahl von Menschen davor äußerst imposant und besser zu Photografieren. Gemeinsam mit dem traditionellen Meeresrauschen verließen wir schließlich den großen Stern und begaben uns mit Kaputten Füßen und schmerzenden Beinen zurück zum Auto.

Das Chillout
An einer Tankstelle fragten wir nach einem See und begannen schließlich unser Chillout. Bei Kerzenlicht, Sternen im Himmel und leckeren Würstchen kam Lagerfeuerromantik auf und wir ließen die in jeder Hinsicht letztendlich erfolgreiche Parade nochmal Revue passieren.

Das Ende
Unser Fahrer Stephan brachte uns sicher zurück nach Hannover und übergab schließlich das saubere Auto zurück an Europcar. Nächstes Jahr werden wir, wenn es der Terminkalender zuläßt, wieder dabei sein. Doch dann werden
wir definitiv einige Sachen anders machen: never trust in Deutsche Bahn!

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