08.08.2004 - SonneMondSterne
Daten
von: mad
Location: Beilochtalsperre in Saalburg/Thüringen
Ort: nicht angegeben
Beschreibung
Am Freitag gegen 22:30 Uhr kamen wir leider später als geplant endlich auf dem Festivalgelände in der Beilochtalsperre in Saalburg bei Thüringen an. Nachdem wir 5 Euro Platzbenutzungsgebühr für das Auto - nicht pro Person - bezahlt hatten und unzählige Flyer zugesteckt bekamen, wurden wir freundlich eingewiesen.
Das Gelände war geschickt in einen lauten und einen leisen Bereich eingeteilt. Der laute Teil war bei unserer Ankunft aber bereits belegt, so daß unsere Wahl nicht besonders schwierig war.
Nach einigem Herumrangieren zwischen den bereits aufgebauten Zelten und scheinbar nachtblinden Feierleuten fanden auch wir endlich ein geeignetes Plätzchen und bauten unsere 2 Zelte plus Pavillion im Scheinwerferlicht unseres Autos auf. Leider hatte unsere Autobatterie anschließend aber keine Lust mehr, das Auto zu starten, was uns noch mehr in Verzug brachte.
Gegen 01:00 Uhr eilten wir dann aber endlich zum Feiergelände. 15 Minuten später waren bereits die Chemical Brothers angekündigt, deren einzigen Deutschlandauftritt wir auf keinen Fall verpassen wollten.
Das Stoffbändchen war unkompliziert eingetauscht und die Einlaßkontrolle arbeitete zügig.
Auf dem Gelände angekommen bot sich unseren Augen eine in sich geschlossene kleine Welt aus unzähligen Buden mit Thai Food, Bratwürsten, Gyros, Pizza, Feierklamotten, Platten, Getränken und natürlich den Partyzelten. Gegen lange Weile sorgten mehrere in blaues Licht getauchte Playstation Zelte, in denen vor allem geübte Spieler ihr Können zeigten oder mittels Eye Toy bei den Zuschauern für Geschmunzel sorgten.
Doch die Hauptattraktion war natürlich die Musik. Und die gab es reichlich und in top Qualität. Gleich beim Betreten des Geländes gelangten wir auf die Allstars Area. Die Namen der DJs waren uns zwar unbekannt, aber die Musikauswahl hatte es in sich.
Ebenfalls in der Nähe des Eingangs befand sich der große weiße Maincircus, welcher alleine schon einige tausend Besucher faßte. Von uns bekam er den Namen Sauna, weil schon alleine das einfache Herumstehen Schweiß auf die Stirn trieb und im Eingangsbereich das Kondenswasser kontinuierlich von der Decke tropfte. Kein Wunder, denn die Styles waren hier vor allem Electro und harter Techno auch besser bekannt unter dem Namen Schranz, die zu euphorischem Herumgehüpfe animierten. Am Freitag gaben hier DJ Rush, Chris Liebing, Monika Kruse und andere ihr bestes und wurden mit einer tobenden, kreischenden und feiernden Partycrowd belohnt. Am Samstag überraschte hier Kid Alex mit einem 1a Set begleitet von Witz und viel Gestik. So setzte er bei seiner letzten Platte "Schwarzfahrer" eine Schwarze Henkermaske auf. T.Raumschmiere&Band, Miss Kittin und andere sorgten nach ihm weiterhin für gute Stimmung.
Die Openair Mainarea konkurrierte mit dem Maincircus fortwähren. Gleich am Freitag standen hier die Chemical Brothers auf der Bühne. Viele Fans waren nur für diesen einen Auftritt von weit her angereist. Begleitet von einer grandiosen Lightshow mit Lasern, synchronisierten Videoscreens und tausenden dicht an dicht gedrängten Zuschauern starteten sie um etwa 01:15 Uhr ihren Maschinenpark auf der Bühne. Und weil das Publikum so begeistert war wie die Band vom Publikum, gab es noch 2 schöne Zugaben. Mit Carl Cox, Richie Hawtin und Ricardo Villalobos ging es danach weiter. Headliner am Samstag waren hier 2Raumwohnung und Sven Väth.
Ansonsten gab es noch mehrere kleinere Zelte. Im Drum and Bass Zelt z.B. waren Ex Prodigy Mitglied Leeroy Thornhill und Tanith die Headliner. Auf dem Freshboat wurde ebenfalls gefeiert, während einem die kühle Seeluft um die Nase flog. Von hier aus konnte man den ganzen Stausee der Bleilochtalsperre erkunden und hatte einen schönen Überblick über das Festivalgelände und den Campingplatz. Stammheimer Stefan Küchenmeister sorgte hier für housige Klänge.
Eines der schönsten Erlebnis war, als wir am Samstag morgen nach einer kurzen Verschnaufspause wieder im hellen zum Festivalgelände gingen und dort mit Tobi Neumann und den Brandenburg Allstars dem Sonnenaufgang entgegenfeierten. Die müden und kalten Feierkörper wurden wieder mit Wärme und Energie betankt.
Die Preise für Essen und Getränke ab 2 Euro waren erträglich, zumal die Flaschen einen halben Liter faßten und wiederverschließbar waren. Erwähnenswert ist auch noch der Infopoint, der immer weiterhelfen konnte sowie der "Treffpunkt", an dem man sich bequem immer wieder finden oder einfach eine kleine Botschaft auf einem Zettel hinterlassen konnte.
Im Gegensatz zu anderen Festivals kam bei der SonneMondSterne auch tagsüber keine lange Weile auf. Entweder man guckte beim SonneMondSterne Soccer Cup zu, bei dem das Raveline Team, die Jungs vom Kanzleramt und andere gegeneinander spielten, oder man entschied sich dazu, Volleyball zu spielen. Wer einfach nur relaxen wollte, der ließ sich einfach am Strand des großen Sees nieder oder blieb ganz einfach auf dem Campingplatz und lernte neue Leute kennen.
Einen besonderen Bonuspunkt bekommt die Veranstaltung indirekt durch die Besucher: Man half sich auf dem Platz gegenseitig, wo es nur ging und jeder wurde akzeptiert, wie er war. Freundliche Blicke wurden erwiedert. Feierklamotten in Neon und mit Schlag blieben eher die Ausnahme. Das Durchschnittsalter lag bei geschätzten 25.
Insgesamt waren die 2,5 Tage, als hätten wir 3 Wochen wunderschönen Urlaub hinter uns. Bei wahren Fans elektronischer Musik gehört die SonneMondSterne als Pflichttermin in den Kalender! Und so werden auch wir, wenn das Wetter und die Zeit mitspielen, 2005 wieder mit dabei sein.
Doppelt volle Punktzahl!
Toseks Version
Erster Tag
Der um ca. 20 min verspätete Auftritt der Chemical Brothers kam uns nach einer frühnächtlichen Zeltaufbauphase sehr gelegen, denn kaum hatten wir uns einen einigermassen sehenswerten Platz erkämpft, ging´s los und zwar mit einem Kracher: "Hey Boy, Hey Girl" brachte die Stimmung binnen Sekunden auf den Siedepunkt, "BlockRockin'Beatz" war das Nächste. Damit war schonmal das Programm für den Gig klar; Von ganz neu bis alt, zum Mitspringen und meist auch -singen! Weiterhin sehr überzeugend war die ziemlich psychedelische und abwechslungsreiche Videoshow auf einer grossen Leinwand sowie mehreren grossen Bildschirmen. Den ganzen Auftritt über waren die Leute nicht zu halten und sprangen und rissen die Arme hoch, wie es bei kaum einem anderen Act auf der SMS zu erleben war. Zum Schluss wollten sich die Brüder angesichts der lautstarken Zugabenforderungen des Publikums wohl nicht lumpen lassen (vielleicht auch ein schlechtes Gewissen wegen der Verspätung) und knipsten mindestens 10 mal die Lichter wieder an, bis auch wirklich jeder zufrieden war.
Nächster Pflichttermin am Freitag war Rush. Der Zeltboden aus ca. fusslangen Plastikwaben über unebenem Acker nervte zwar etwas beim Gleichgewichthalten, aber dem straffen Tempo und der Härte der Beats wie sie Rush eigen sind konnte sich dann doch kaum einer entziehen. Wer nicht gerade an der Theke stand , versuchte im Regelfall, den Fussboden mit heftigen Tritten nachträglich zu planieren.
Dementsprechend waren Temperatur und Leuftfeuchtigkeit im Zelt tropisch, am etwas kühleren Eingang kleckerte das Dunstwasser literweise die Plane herunter. Nach Rush war noch ein langer Zug durch die kleineren Zelte angesagt und überall bekam man dem jeweiligen Programm entsprechend geiles Zeug zu hören. Sehr schicke, wenn auch wirre Deko gab´s im Goa-Zelt. Das Drum´n Bass Zelt setzte eher auf minimal düstere Kelleratmosphäre, was das gebotene Programm unterstrich. Nicht zu vergessen, die aufblasbaren Playstation Hütten zur Regeneration sowie den "Treffpunkt", an dem sich eine ganze Wand voller amüsanter Notizzettel zumeist wirrer SMS-Besucher fand. Einzig der Cockail-Stand war völlig überlastet und verlangte relativ lange Anstehzeiten. Das Kaffezelt hingegen lief sehr reibungslos und bot eine äusserst chillige Atmosphäre zum Kraft- und Koffeintanken.
Zweiter Tag
Der Samstag begann mit nachbarschaftlicher Beschranzung, aber wer auf nem Festival ausschlafen will, sollte ohnehin nicht unbedingt im Zelt anrücken. "Ruhiger Zeltplatz" heisst eigentlich nur, dass sich die ambitionierten Hobby-DJs mit der musikalischen Untermalung abwechseln anstatt sich, wie auf dem lauten Zeltplatz, gegenseitig akustisch zu duellieren. Jedenfalls liess sich recht bald ein Sportheim ausmachen, in dem man für Geld ohne lange Wartezeiten eine saubere Dusche nutzen konnte. Weil dessen Eingang hinter dem von grünen Männchen besetzten Parkplatz lag, blieb diese Duschmöglichkeit weitestgehend ein Geheimtip. Mal abgesehen vom Duschen oder Schwimmen im Stausee blieb der Tag im Wesentlichen dem Nichtstun vorbehalten. Die Sonne hatte ne neue Blondierung ausprobiert und zeigte sie ausgiebig. Ein ständig wehender leichter Wind machte das Wetter rundum angenehm. Zwischendurch gab es auch mal heftigere Böen, was der Besitzer eines Zeltes mit Sonnenschirm und Isomatte zu spüren bekam, die nämlich zur Belustigung der Badenden in ca. 50 Meter Höhe bis etwa nen Kilometer weit am Ufer lang flogen. Viel Spass beim Suchen!
Zum Mittagsgrillen lernten wir einen netten aber sehr verstrahlten jungen Holländer kennen, der so Sätze raushaute wie: "Mmmhabdugnnf bsst pschnemimmmpf hiau..." oder so ähnlich. Nachdem er sich erfolgreich eine halbe Waldfruchtschorle erschnorrt hatte, machte er Anstalten, sich bei uns einzuquartieren, wurde dann aber doch vom Lärm des Grillbestecks vertrieben.
Erstes nennenswertes Erlebnis des zweiten Nachmittags auf der SMS war das Freshboat, welches unter Housebeats über den See schipperte und als gefällige Stehparty mit viel Ausblick durchaus zu empfehlen ist. Abends wurde dann am Steg angelegt und immobil weitergefeiert. Der Fülle des Bootes entsprechend brachten die Tür- bzw. Stegsteher das Prinzip "einer geht, einer darf rein" zum Einsatz.
Der nächste Act, an den ich mich erinnern kann war Kid Alex im Hauptzelt, der von hart bis spassig genial ineinandermixte und zu allem auch kräftig hinter den Tellern mitfeierte. Inklusive Aufsetzens einer schwarzen Maske zu "Schwarzfahrer". Das Publikum war jedenfalls aus dem Häuschen.
Publikum aus dem Häuschen gab´s auch bei Leeroy Thornhill, der ehemalige Prodigy-Tanzriese brachte als DJ grösstenteils Material seiner alten Band zu Gehör, von Experience bis Fat Of The Land und zwischendrin die leckersten Evergreens anderer Meister, wie z.B. Josh Winks "Higher State of Consciousness". Leeroy arbeitete dabei im Akkord: Auflegen, zwei Zeilen Text mitbrüllen, Schluck Bier, nächste Platte holen, auflegen...usw.
Durchgängiger Open Air- Anziehungspunkt war die "Brandenburg Allstars" Bühne, die von recht früh abends bis spät morgens die Zelte entvölkerte, sobald der jeweilige Zelt-DJ nachlässig wurde. Zeitweilig war der gesamte Platz zwischen Bühne und Mainarea so dicht besiedelt, wie anderswo die Clubs.
Nach der zweiten Nacht auf der SonneMondSterne war ich auf alle Fälle dankbar für das chillige Kaffeezelt.
Was gibt´s sonst noch zu sagen: Problemlose Abreise, weil sich die Leute nicht gegenseitig so zuparken wie auf anderen Festivals. Autowäsche einplanen!