24.08.2002 - Reincarnation Part VIII - der Rave

Daten

von: mad

Location: Stadion und Güterbahnhof

Ort: Hannover

Beschreibung

Die ersten Wagen haben schon wieder den Schützenplatz erreicht, doch wir befinden uns noch auf dem Tunnelwagen mit der Nummer 20 in der Georgstraße. Ein Blick auf die Uhr läßt uns etwas panisch werden und es geht uns durch den Kopf, daß wir das Set von Sven Väth verpassen könnten, der um 19:20 im Stadion auflegen soll. Bis dahin bleibt uns nur noch eine halbe Stunde und so verlassen wir den Wagen und nehmen den langen Fußmarsch vom Kröpcke in Richtung Stadion auf uns. Wir lassen die Wagen links liegen, trotzen der Musik, die von Wagen zu Wagen treibender, fröhlicher wird, denn er ist der Gott.

Es läuft alles bestens. Die Kontrollen am Eingang sind freundlich und lange Wartezeiten gibt es nicht. Nach etwa hundert Metern haben wir es dann auch geschafft. Wir stehen am Rand des Stadions und genießen den Augenblick, auf den wir ein Jahr gewartet haben.

Einige Tausend sind es wohl schon, die bei langsam eintretender Dämmerung ihren Gott huldigen und er läßt sie tanzen, seine Puppen. Er holt eine Platte härter als die andere aus seinem Vinyl Case, denn der Masse gefällt es. Dann ist sein Set aber auch schon zu Ende und ein MC kündigt den nächsten Star, den Erfinder des Schranz an, während Sven Väth zum Flughafen gebracht wird:

Chris Liebing. Nicht ganz so hart wie gewöhnlich legt er an diesem Abend auf, aber es scheint, als sei sein Name alleine schon Auslöser genug für die stetig weiter steigende Stimmung.

Voll ist es geworden und die Sonne hat kaum noch Kraft. Die Watt-lastige Beleuchtung kommt mittlerweile voll zur Geltung und die Masse wird in Gelb und Rot getaucht. Wie das Wasser beim Sonnenuntergang bewegt sie sich rythmisch zur Musik, so daß sogar der Himmel es nicht lassen kann ein paar Freundentränen über das Feiervolk zu ergießen.

Kalt fühlt sich der Regen auf der Haut an, die bei den meisten nur spärlich mit Kleidung bedeckt ist. Es wird ein Teil der Tribüne des Stadions geöffnet und den Empfindlichen trockener Unterschlupf gewährt. Doch die Mehrheit stört es nicht, denn sie ist heute Nachmittag während der Parade schon einmal naß geworden. Und nach wenigen Minuten stellt sich auch schon heraus, daß es nur ein kleiner Schauer war - der letzte an diesem Abend.

Toni Rios, DJ Hooligan und Kai Tracid legen auf und die Musik wird tranciger, bis es dann endlich soweit ist und der Superstar des letzten Jahres angekündigt wird. Kein anderer DJ versteht es so gut wie DJ Sammy durch Sätze wie "ich will alle Eure Hände sehen - bis nach hinten" mit spanischem Akzent die Sonne ins Herz scheinen zu lassen und für ein wohliges Gefühl zu sorgen. Mag sich auch der ein oder andere durch seine Moderationen und Kletterkünste auf der Bühne genervt gefühlt haben, aber welcher DJ bekommt am Ende seines Sets Applaus und den Wunsch einer Zugabe?

Doch er läßt sich leider nicht überreden. Die Zugabe müssen wir uns nun in den anderen 6 Locations suchen. Stadionsporthalle, Güterbahnhof, H.de.M, Men's Factory, Zaza und Capitol stehen uns nun offen und sind mit dem kostenlosen Shuttleservice zu erreichen. Wir entscheiden uns aber nur für den Güterbahnhof, da dort der Sound wohl am härtesten ist und da nicht nur wir uns ein Hanomag-Revival seit fast einem halben Jahrzehnt in Hannover wünschen.

Der Gleisbereich des Güterbahnhofs ist abgesperrt und geschickt mit Lampen in ein giftiges Grün getaucht. Die Zufuhr zu den Gleisen ist die Tanzfläche. Laser, viel Nebel, bunte Lampen, unzählige Gobos und Diaprojektionen lassen genauso wie der dreckige Betonboden alte Hanomag Erinnerungen aufleben. Tok Tok, Toni Rios, der Dritte Raum und einige weiter Acts lassen mit ihren völlig Chart-untauglichen Sets wahre Underground Stimmung aufkommen.

Als es dann hell wird und die, Crowd der vorher relativ vollen Halle auf ein Minimum geschrumpft ist, verlassen wir gegen 07:30 Uhr Sonntagmorgen diese absolut geile Location und machen uns auf den Heimweg.

Mit 8 Jahren ist die Reincarnation nun Erwachsen geworden. Und 16.500 Raver können nicht bestreiten, daß sich der Reincarnation Rave mit Mayday, Time-Warp und Natur One messen darf. Vielleicht entwickelt sich ja daraus wieder eine Szene in Hannover. Wir sind gespannt und freuen uns schon jetzt auf die 9. Auflage im nächsten Jahr.

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