Interview mit Scooter (Thüringer Allgemeine)
Erstellt am: 08.03.2007 - von: Sabine
Beim Stöbern im Internet bin ich über ein Interview mit Scooter gestolpert und wollte Euch das natürlich nicht vorenthalten. Aber lest selbst, was der "Techno-Opa" H.P. Baxxter auf die Fragen antwortet.
Noch lange kein Techno-Opa
Alle lieben "Scooter". Nach dem erfolgreichen Jahr 2006 lassen es H. P. Baxxter und seine Jungs auch 2007 richtig krachen. Mit ihrem 12. Album "The Ultimate Aural Orgasm" ist die Band wieder ganz oben - der Hit "Behind the cow" ist ein Renner. Worin der Reiz der Mitgröl-Songs liegt, wollte FSK 16 vom Frontmann H. P. Baxxter wissen.
13 Jahre Scooter - fühlt man sich da nicht manchmal wie ein Techno-Opa?
Zum Glück nicht - wie gesagt, es geht immer um das Gefühl. Und da ist es eher so, dass es immer noch wie am Anfang ist, weil wir voll dabei sind. Unsere Konzerte rocken über zwei Stunden, am Anfang standen wir gerade einmal 25 Minuten auf der Bühne. Bis jetzt kann ich keine Ermüdungserscheinungen feststellen. Zum Glück.
Wie hält sich Scooter fit - häufiger mal an einem Salatblatt knabbern?
Man muss sich den Tagesablauf ein bisschen mehr einteilen. Früher haben wir nach jeder Show gefeiert - heute ist es so, dass wir nur am letzten Tag der Tournee über die Stränge schlagen. Aber wir halten uns natürlich auch fit und trainieren zweimal die Woche mit einem Personel-Trainer.
Schließlich sind Sie ja auch verheiratet, da passt sicherlich die Frau auf . . .
. . . auf jeden Fall. Ich habe glücklicherweise eine Partnerin gefunden, die auch mal gern ausgeht und nicht nur stumm Zuhause rum sitzt. Wir passen einfach gut zusammen.
Da werden ja auch bald Kinder den Tag verschönen . . .
. . . es ist natürlich nichts auszuschließen, mal sehen.
Es gibt ein neues Scooter-Album und ein neues Bandmitglied - was ist noch alles neu?
Man merkt irgendwann, dass ein bisschen Sand im Getriebe ist. Mit einem neuen Mitstreiter kommt auch frischer Wind in die Songs - und das kann man hören. Es wäre schlimm, wenn wir musikalisch stehen bleiben.
Was soll uns der Album-Titel "The Ultimate Aural Orgasm" eigentlich sagen?
Das bedeutet soviel wie: der höchste Hör-Genuss, den es gibt. Natürlich denken viele an schmutzige Dinge. . .
. . . aber der Titel soll doch provozieren?
Na klar, das machen wir ja immer gerne. Von Anfang an hatten ich diese Zeile im Kopf - ein cooler Albumtitel.
Erwarten denn die Fans bei jedem neuen Album einen neuen Sound?
Ich denke schon. Zum einen haben wir natürlich Titel, die typisch Scooter sind. Das hört man schon nach den ersten Takten. Aber es gibt auch Songs, die nicht sofort nach unserem Stil klingen. Keine Frage, die neue Platte ist sehr abwechslungsreich und trotzdem unverkennbar Scooter. Das ist ja auch immer die Kunst. Es muss neu klingen - aber trotzdem nicht völlig fremd.
Was sagen Ihre Kritiker, die meinen, es seien eher leichte Texte - und diese vielleicht öffentlich zerreißen. Ich erinnere nur an: "How much is the fish?" oder den Oberknaller "Hyper Hyper"?
Um es klar zu sagen: Wir stellen uns jeder Kritik - das ist unser Job. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass wir vieles auch mit einem gewissen Augenzwinkern sehen. Es gibt manchmal Texte, Zitate oder Titel, die haben schon einen bestimmten Sinn. Doch nicht immer ist er für den normalen Konsumenten auf den ersten Blick ersichtlich. Das ist auch ein Stück künstlerische Freiheit. Nicht immer ist das für den normalen Konsumenten sofort ersichtlich.
"How much is the Fish?" - schon lange bewegt mich, was diese Textzeile bedeutet?
Also haben wir unser Ziel erreicht. Spaß beiseite: Als der Titel fertig war, fehlte nur noch der passende Schlachtruf. Praktisch die Überschrift für den Song. Über Tage haben wir nichts gefunden. Man fängt an, rumzuspinnen - immer wieder. Fisch, Gemüsepreise, Fisch, Frische - und irgendwie blieb das hängen. Da haben wir uns gesagt: O.k., das macht zwar keinen Sinn, aber es klingt auch nicht schlecht.
Vielen Dank für die Erklärung - ich habe schon gedacht, nur mir erschließt sich der tiefere Sinn nicht.
Keine Ursache.
Baxter ist das Aushängeschild von Scooter. Gab es schon einmal Überlegungen, ein Soloprojekt zu starten?
Konkret eigentlich nicht. Aber wenn ich das Gefühl hätte, etwas anderes machen zu müssen, beispielsweise ein Album nur mit Balladen, dann würde es Sinn machen. Es müsste das Gefühl geben, ich würde durch die Bandkollegen eingeängt - nur da es diese Situation noch nicht gab, hatte ich noch nie das Gefühl, auf Solopfaden wandeln zu müssen.
Einer steht immer im Rampenlicht - gibt es denn so etwas wie Neid in der Band?
Reibereien gab es sicher mal - vor allen Dingen ganz am Anfang. Wir sind in das Geschäft einfach so reingerutscht. Und da passierte es, dass die Leute auf mich zeigten und sagten: Da kommt Scooter. Da standen die anderen wie begossene Pudel daneben. Das führte natürlich auch zu Reibereien. Aber das ist nun mal so: Journalisten schmeißen sich immer gerne an den Frontmann ran. Das ist eine Gesetzmäßigkeit . . .
. . . geht das nicht manchmal auf die Nerven, immer im Rampenlicht zu stehen?
Es gibt bei mir wie bei jedem anderen Musiker auch gute und schlechte Tage. Intern arbeiten wir sowieso gleichberechtigt miteinander.
Zurück zu den Techno-Opis - wie lange wird es die Band Scooter noch geben?
Das hängt von der Sichtweise ab - wenn wir die Rolling Stones als Maßstab nehmen, dann haben wir noch ein paar Jahre vor uns. Oder die Scorpions - die haben vor ein paar Jahren zu mir gesagt: Ihr steht doch noch am Anfang. Ich würde aus heutiger Sicht sagen, es ist noch kein Ende in Sicht. Egal ob fünf oder zehn Jahre - solange wir noch Ideen haben und die Leute Bock auf uns haben, ist alles gut.
Gespräch: Peter RATHAY
Quelle: www.thueringer-allgemeine.de