Partydroge Ecstasy verursacht Parkinson

Erstellt am: 27.09.2002 - von: mad

Von Holger Kroker Baltimore - Schlechte Nachrichten für Raver kommen aus den USA. Wer zur Modedroge Ecstasy greift, um sich so richtig in Partyrausch zu versetzen, nimmt möglicherweise ein ernstes Risiko in Kauf, später an Parkinson zu erkranken.

Mediziner der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore berichten in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science", dass schon eine einmalige und auf Partys durchaus übliche Dosierung bei Versuchsaffen starke Schäden an Nervenzellen auslöste, die den wichtigen Hirnbotenstoff Dopamin produzieren und durch ihn auch reguliert werden.

Dopaminmangel wird allgemein als Ursache der Parkinson-Krankheit angesehen, tritt in der Regel jedoch erst im fortgeschrittenen Alter auf. "Unsere Erkenntnisse legen nahe, dass Menschen, die die Droge mehrmals hintereinander nehmen, ein hohes Risiko eingehen, ernste Nervenschäden zu erleiden, die zu Parkinson-Erscheinungen oder anderen neuropsychiatrischen Erkrankungen führen, und das möglicherweise schon in jungen Jahren", schreiben die Autoren um George Ricaurte.

Dass Ecstasy beileibe nicht der harmlose Partyspaß ist, als der er in der Szene angesehen wird, zeichnet sich schon seit längerem ab. Frühere Versuche mit Labortieren haben bereits gezeigt, dass die Droge die Nervenzellen eines Regelkreises schädigt, des so genannten serotonergen Systems, das vor allem Stimmung und Verhalten beeinflusst.

Ricaurtes Versuche zeigen aber, dass die Schäden im so genannten dopaminergen System noch weitaus größer sind. Dieses System von Nervenzellen kontrolliert einerseits die Bewegung, andererseits aber auch emotionale und kognitive Fähigkeiten. Die Wissenschaftler aus Baltimore gaben Totenkopfäffchen drei Mal hintereinander im Abstand von je drei Stunden eine Ecstasy-Dosis von zwei Milligramm je Kilogramm Körpergewicht. Zwei Wochen später wurden die Affen getötet und die Dopamin- und Serotoninspiegel in ihren Hirnen kontrolliert. Außerdem wurde die Nervendichte in den entsprechenden Hirnregionen ermittelt.

Die Ergebnisse waren alarmierend: Der Serotoninspiegel lag um 37 Prozent unter den Normalwerten, der von Dopamin war um 65 Prozent reduziert. Die Spiegel der Tochterprodukte der beiden Botenstoffe lagen zum Teil noch weit darunter. Hinzu kam, dass das Neuronengeflecht in beiden Systemen weitaus lockerer war als bei unbehandelten Affen. Ein Kontrollversuch mit Anubispavianen ergab ähnliche Befunde.

Die große Frage ist allerdings, ob sich die Ergebnisse von Affen auf den Menschen übertragen lassen. Dass Ecstasy den serotoningesteuerten Regelkreis beeinflusst, ist eindeutig. Schließlich wird es zur Stimmungsverbesserung genommen und führt nach Wirkungsende in ein Stimmungsloch. Auch wird in Einzelfällen von Bewegungsstörungen berichtet.

Doch das sind kurzfristige Folgen, die wieder verschwinden. Ob sich die bei Affen beobachteten Langzeitschäden auch beim Menschen einstellen, können die Wissenschaftler derzeit noch nicht sagen. Dafür ist die Droge noch nicht lange genug auf dem Markt. Allerdings raten sie zu größter Vorsicht, da möglicherweise schon ein von Ecstasy begleiteter Partybesuch irreparable Folgen haben kann.

Quelle: www.die-welt.de