Interview mit Slave Friese

Erstellt am: 16.10.2005 - von: nw

Robert Friese - auch bekannt als Slave Friese - verleiht der Hardcore Szene mit extravaganten, überwiegend ravigen Sounds frischen Wind. Ende Oktober erscheint sein 3-fach Cd Album auf DNA Records. Alle wichtigen Informationen diesbezüglich, so wie weitere Lebensauszüge des Kielers jetzt im Interview.


Nadja: Dein neues Doppel-Album steht in den Startlöchern. Was erwartet uns?

Robert Friese:Ein Konzentrat meiner Tracks aus den letzten 1,5 Jahren auf DNA / Megarave Rec.Irgendwie hat sich die Sache in der letzten Zeit verselbstständigt und leider auch ziemlich verzögert, denn was eigentlich als normales Album mit 15 Titeln geplant war, ist inzwischen auf 3 CDs angewachsen. Es gibt auf den CDs viele alte und neue Tracks, wie auch „verschollen geglaubtes“ und Remixe. Teilweise so gar nicht D.N.A typischer Sound – so dass ich mich wunderte, das die das wirklich veröffentlichen wollen. Auf jeden Ffall wird ein extrem breites Spektrum abdeckt. Die 3.Bonus Cd wird ein Megamix meiner Tracks von Jason S sein, der ja inzwischen für seine wirklich guten Mixe auf einigen Samplern und vor allem in Internet bekannt geworden ist. Jetzt im Oktober sollte es dann aber auch wirklich soweit sein mit der Veröffentlichung.

Nadja: Angefangen hast Du mit Speedcore, wie hat sich Dein Style im Laufe der Jahre entwickelt?

Robert Friese:Mit Speedcore hab ich eigentlich gar nicht direkt angefangen, das waren nur eben die ersten
Sachen, die damals auf Vinyl veröffentlicht wurden. Zu Beginn versuchte ich mich eigentlich in allen möglichen Formen von elektronischer Musik. Da gab es auch viele Sachen die eigentlich gar kein Techno waren, sondern irgendwelche Demo-Sounds und Experimentelle Sachen oder einfach nur Melodien .

Nadja: Mit welchem Equipment produzierst Du Deine Tracks?

Robert Friese:Sehr unterschiedlich. Im Moment arbeite ich eigentlich nur noch komplett digital. Als Sequencer hab ich bisher Logic, AXS und FL Studio verwendet. Ansonsten hatte ich in vielen älteren Tracks den Clavia – Nordlead 2
Synthesizer benutzt. Viele Sounds und Effekte z. B. von dem Track „Dorm Of The Future“ kommen noch Vom Amiga1200, den ich früher benutzte. Ich hab auch noch meinen Megalow-Amiga 8bit-Sampler, ein schönes Teil und alles klingt so richtig schön schäbig danach. Ich bin da meistens auch eher der Bastler, Schnippsler und Zusammenkleber. Ich mag
total gerne samplen, bearbeiten, modulieren, nochmal samplen, entfremden, detunen. Oftmals entstehen doch die schönsten Töne aus einem Zufall bzw. Fehler heraus.

Nadja: Womit hast Du angefangen Musik zu machen? Spielst Du auch „echte“ Instrumente?

Robert Friese:In der Pubertät habe ich wie so viele in eine Blockflöte gesabbert, ein grauenhaftes Instrument, mit dem viele Vorschulkinder gequält werden, ansonsten klimper ich ein bisschen Klavier / Keyboard.

Nadja: Erzähl uns von Northern Hardcore. Wer gehört alles zur Crew und wie ist WE LOVE HARDCORE entstanden.

Robert Friese:Es gibt in Kiel eine kleine, dafür aber sehr beständige Gemeinschaft von einer handvoll Hardcore-Leuten. Angefangen hat alles in den ganz frühen Neunzigern als unter anderem hier neben dem Bunker Berlin und der Box in Hamburg der einzige Hardcore-Club aufmachte nämlich das SPOCKS-INN. Die Überbleibsel aus den alten Tagen, die unter anderem auch das "Beschädigt! magazine" Mitte der 90er machten sind immer noch aktiv und bilden sozusagen
das Grundgerüst der Crew. Partys gab es hier in Kiel in den letzten 10 Jahren fast durchweg (wenn auch mal mit einem Jahr Pause dazwischen und unter verschiedenen Namen und verschiedenen Lokalitäten) . Momentan haben wir einen idealen Club gefunden, der zudem noch allerbestens in der Innenstadt gelegen ist, in dem wir nun vorerst „Zuhause“ sind.

Nadja: Wie wirst Du kreativ?

Robert Friese:Meistens alleine und in letzter zeit eher nachts...

Nadja: Was machst Du, um dann wach zu bleiben?

Robert Friese:Ich koche Kaffee ;o) ... aber eigentlich wenn es gut läuft und man vertieft
Ist klappt es sowieso von alleine... also, das mit dem wach bleiben ;o)


Nadja: Bestellst Du im Restaurant einen gesunden Salat oder lieber Steak mit Pommes?

Robert Friese:Ich bin überzeugter Fleischesser, was aber nicht heißt, dass ich nicht auch mal einen Salat esse. Das letzte Mal allerdings, als ich meinen Körper entschlacken wollte und mich von gesundem Grünfutter und vitaminhaltigen Getränken ernährte, bekam ich sofort eine üble Grippe und lag 3 Wochen im Bett.


Nadja: Welches ist Deine liebste Biersorte?

Robert Friese:Die gibt es eigentlich nicht. Ich bin ja sozusagen Wirkungstrinker.Am liebsten aber Bier mit etwas herben Geschmack. Nicht so gerne mag ich diese ganzen Brause-Sorten - Becks gold, Warsteiner Lemon oder wie
Diese ganzen Fashion-Biere neuerdings heißen.

Nadja: Welches ist Deine liebste Spielkonsole?

Robert Friese:Der Commodore 64 – 16 Farben reichen !!!! ,o)

Nadja: Welches war die schlechteste Party in Deinem Leben?

Robert Friese:Hmm, da gabs schon ein paar die nicht so gut waren, aber das wär gemein wenn ich jetzt schreiben würde welche ich so richtig kacke fand.

Nadja: Könntest Du auf einem fremden Planeten leben?

Robert Friese:Ne, ich könnte nicht mal in einem anderen Bundesland leben. Ich brauche irgendwie Ostseeluft, Meer und mein langweiliges plattes Land.

Nadja: Wo machst du dann Urlaub?

Robert Friese:Hmm, anscheinend gar nicht mehr. Das letzte Mal richtig im Urlaub war ich vor 3 Jahren in Rimini. Aber hey, ich habe wirklich vor mal nach Russland zu wuppen und eine dieser Erlebnis-Touren durch Tschernobyl zu machen. ( *kein scherz* ) - Ich sah einen Bericht über die die verschimmelten Plattenbauten, die zerfallenen öffentlichen Einrichtungen und die komplette Geisterstadt an sich. In vielen Briefkästen steckt sogar noch die Tageszeitung vom 25. April 1986 und die absolute (!) Ruhe die dort herrschen muss. Faszinierend. Natürlich muss man ein paar Schutzvorkehrungen treffen, damit einem nach dem Besuch nicht ein drittes Auge wächst – aber ich denke ich hätte dann endlich mal vernünftige Urlaubs-Fotos wenn ich nach Hause käme.

Nadja: Welche Fächer hast Du in der Schule am meisten gehasst?

Robert Friese:Eigentlich alle, ich war extrem schlecht in der Schule und die meiste Zeit mit anderen Dingen beschäftigt. Hätte ich mal besser aufgepasst sagt Mutti immer – dann wäre mein Lebenswandel bestimmt anders verlaufen.


Nadja: Wie gehst Du mit dem Vorwurf um, die Hardcoreszene sei rechts?

Robert Friese:Solche Vorurteile kommen ja nicht von irgendwoher, sondern es gibt immer einige wenige Ereignisse oder Personen die zu so was führen.

Mal abgesehen von den Nazis, die man in bestimmten Regionen auf Partys sieht, muss man aber auch mal sagen, dass es in der Vergangenheit einige Artists/DJs gab, die mit merkwürdigen Veröffentlichungen immer ins Klo gegriffen haben.

Ich verstehe z. B. bis heute nicht, was BSE DJ-Team mit dem Track „Hart wie Kruppstahl“ (mit tollen Adolf Hitler samples) oder Delta 9 mit der Platte "Wehrmacht" mir eigentlich sagen wollten?! Auch Speedfreak hat irgendeinen Track gemacht mit ner Propaganda-Rede aus dem 3.Reich als Einleitung. Auch sehr unangenehm war z. B. als ich auf der Hateparade 96 war, und Spiegel TV gerade einen ausführlichen Bericht zur Gegenparade der Loveparade um uns rum drehte. Sie hatten schon ein paar Stunden Material und gerade als das rote Lämpchen wieder leuchtete, drehte Inge gerade irgendeinen Track mit „wollt ihr den totalen krieg“ .. ( schon wieder Hitler samples ) .. nächsten Abend zur besten Sendezeit kam dann tatsächlich ein auf 3 Minuten runter geschnittener Bericht über Gabbers. Und natürlich war oben genannter Song die ganze Zeit im Hintergrund zu hören.

Ist klar, dass Außenstehende - die von der Materie keinen Plan haben und dann so was im Fernsehen sehen - denken, dass die Gabbers nicht alle Latten am Zaun haben.


Nadja: Welche Geräte nimmst du zu Deinen LiveActs mit?

Robert Friese:Im Moment ein Notebook für Sequencing und zum einspielen das M-Audio Ozone mit Audiointerface, obwohl das im Härtetest totaler Schrott ist. Das ist inzwischen auch schon 2x gebrochen und mit Bier und Asche vollgekippt und verklebt. Da muss sich demnächst auch mal was ändern und ne handliche all-in-one lösung her. Ich bin noch an einer robusten „Endlösung“ am probieren....


Nadja: Wer kümmert sich um Deine Bookings? Stimmst Du alle Termine selbst ab?

Robert Friese:Eigentlich kümmert sich da gar keiner drum - was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum ich
nicht all zu viele Bookings habe. Ich habe auch so gut wie gar keine Kontakte zu Partyveranstaltern, geschweige eine Booking-Agentur. Aber ansonsten -ja-, die Leute, die mich kennen, rufen mich persönlich an oder schreiben eine Mail, das fand ich bisher auch ganz ok so !


Nadja: Packst Du Sachen selber an, oder lässt Du andere für Dich arbeiten?

Robert Friese:Das wär schön, wenn ich andere für mich arbeiten lassen könnte! Aber eigentlich bin ich ein ziemlich kritischer, pingeliger und auch nörgeliger Mensch, sodass ich eigentlich immer alles irgendwie selbst machen will.


Nadja: Wo produzierst Du? Zuhause oder gibt es ein separates Studio?

Robert Friese:Ja, ich habe einen extra Raum bei mir zuhause, den ich ein wenig isoliert und verkleidet habe. Dort „wohnt“ sozusagen mein Heimstudio. Wenn ich recht überlege ist das auch der Platz an dem ich die meiste Zeit verbringe, wenn ich zuhause bin. Manchmal penne ich auch dort – wenn ich´ s nicht mehr ins Bett schaffe oder so... Jedenfalls finde ich die Lösung optimal – ich könnte mir nicht vorstellen, wie es ja einige machen, irgendwo im Industriegebiet... oder einen Keller anzumieten und immer dort hingurken zu müssen, wenn ich mal eine Idee hab oder was ausprobieren muss.


Nadja: Wie schätzt Du persönlich Deinen allgemeinen Bekanntheitsgrad ein?

Robert Friese:Welcher Bekanntheitsgrad? Ich kenne alle meine 4 Fans persönlich ;o) .... und die
wollen für ihre Zuneigung meist Gegenleistungen haben, wie z. B. Gästeliste, Freisaufen oder immer die neuesten Promos ;o) Aber im ernst, ich bekomme schon Mails und positive Reaktion von Leuten die meine Musik gut finden. Die meisten davon allerdings aus dem Ausland. Holland, Frankreich, England, letztens sogar von einem DJ aus Australien, der meine Platten dort im Club spielt...



Nadja: Robert Friese und Slave Friese – viele Münder behaupten, Du hättest einen Bruder….

Robert Friese:Ja, ich war auch sehr amüsiert als ich das kürzlich zum ersten Mal gehört habe. Ich dachte zuerst das wird ne Verarschung oder so was, als die nach meinem Bruder gefragt haben. Aber eigentlich wissen glaube ich schon die meisten Leute, das da ein und die selbe Person hinter steckt oder? Das Ganze kam eigentlich nur deswegen zustande, weil ich damals zwei Verschiede Kontakte hatte und deswegen den Namen nicht auf einem anderen Label benutzen durfte/konnte. Naja, kam lange nichts neues, aber ich denke es wird demnächst auf jeden Fall wieder etwas vom „Robert“ released ;o)

www.robert-friese.de

www.dnarecords.nl