Hannover Hardcore: Interview mit Mortifer

Erstellt am: 01.07.2005 - von: nw

Mortifer (zu deutsch "Todbringend") ist einer der wahren Fanatiker unter den Headz. Als Producer, DJ und Partyorganisator ist er ohne Frage eine wahre Bereicherung für die Hardcore-Szene. Spezifiziert auf düsteren und ernsthaften Hardcore-Sound, aber auch immer wieder open minded für andere Styles in seinen Sets jagt er die crowd durch seine ganz eigene Hardcore Hölle. Recommended by the devil himself !


Nadja: Mortifer, beschreibe Dich für die Technofans mit kurzen Worten. Wer bist Du? Was tust Du?


Mortifer: Ich bin Mortifer, komme aus Hannover-Linden, studiere Medieninformatik im Online-Studiengang an der FH Bremerhaven, arbeite halbtags bei E-Plus Mobilfunk in der Geschäftsstelle Nord als Bürohilfe, lege regelmäßig in fast ganz Deutschland Hardcore Platten auf, produziere hier in meinem kleinen Audio-Studio Musik und organisiere seit ca. 3,5 Jahren zusammen mit Warhead und Tank*R Hardcore Partys in Hannover. Natürlich habe ich noch weitere Interessen usw., aber ich möchte hier ja nicht gleich so ausschweifend werden.


Nadja: Ist es nicht schwierig, mit Hannover Hardcore regelmäßige Parties zu veranstalten und wie hast Du es geschafft die Big Names der Hardcoreszene zu euren Events zu holen?

Mortifer: Ja, es war/ist in der Tat schwierig in unserer Heimatstadt dem Sound den wir lieben eine Plattform zu geben und unter das Volk zu bringen. Hannover ist traditionell keine Hardcore-Stadt in der es eine Szene wie z.B. in Hamburg oder dem Ruhrgebiet gibt. Vielmehr war der Sound schon bevor die Hanomag 1998 als letzter Rave-Tempel verschwunden war, nicht mehr in der Hannoverschen Techno-Szene präsent.

2001 war dann das Jahr in dem wir, die Acts und Veranstalter von Hannover Hardcore, uns kennen lernten und anfingen, kleine Hardcore Partys zu veranstalten. Nach zahlreichen Events in Locations wie dem HdeM, Lorretas Lounge, Stadionsporthalle und der Factory kann man schon davon sprechen, dass Hardcore in Hannover eine gewisse Etablierung erreicht hat. Der Sound spricht zwar immer noch viele Leute absolut nicht an, aber es existiert mittlerweile schon ein soziales Geflecht zwischen den Leuten, die auf die Musik abfahren und regelmäßig unsere Partys besuchen.

Somit ist es heute eigentlich kein Problem mehr, regelmäßig kleinere Partys zu starten. Natürlich darf das Ganze nicht überhand nehmen, um einen „Overkill“ zu vermeiden. 2-4 Partys im Jahr reichen uns schon aus um glücklich zu sein. Außerdem macht das Ganze ja immer noch ziemlich viel Spaß, und wir sehen die Party-Sache nicht mehr ganz so ernst wie früher. Am Anfang ging es darum, Hardcore erstmal völlig von Null zu starten und möglichst viele Gelegenheiten, Partys und Merchandising zu machen, mitzunehmen. Heute geht es eigentlich nur noch darum, einfach mal auf die Kacke zu hauen und mit Gleichgesinnten ohne jegliche Regeln seinen Sound zu feiern.

Um auf die Headliner zu kommen: gerade in der Anfangsphase waren wir ziemlich darauf bedacht, unsere damaligen Helden auf den Hannover Hardcore Partys zu buchen. Unter anderen haben sich Marc Acardipane, Catscan, Endymion, Miro, Simon Underground, Nosferatu, Radium, Ferox und Dione die Ehre in Hannover gegeben. Es ist kein Problem diese Leute zu buchen, nur kosten sie zum Teil schon einige Hundert Euro an Gage. Mit Partys, auf die 200-300 Leute kommen, muss dann schon oft hart kalkuliert werden. Darauf haben wir mittlerweile nicht mehr so den Bock und werden in Zukunft fast nur noch deutsche, befreundete Acts auf unsere Events holen. Die können DJ-technisch das Gleiche und reißen sich außerdem wie wir den Arsch für Musik und Szene in Deutschland auf.


Nadja: Du bist sehr oft in Deutschland on Tour mit Deinem MC. Erzähl mal von so einer richtig miesen Erfahrung.


Mortifer: Hehe, kommt ganz drauf an was man unter einer „miesen Erfahrung“ versteht.

Wegen Geldmangel schwarz aufm ICE-Klo fahren? 2 Tage lang total verwahrlost in Deutschland rumirren weil Züge verpasst wurden? Oder vielleicht mit nem Mercedes Sprinter neben den Klohäuschen auf der Nature One in der Scheiße stecken bleiben, bis der ADAC einen raus zieht? ;-)

Nee, die Hannover Hardcore Truppe nimmt das doch schon sehr viel mit Humor. Mirender und ich hatten ungefähr 70 Gigs in ganz Deutschland innerhalb der letzten 2-3 Jahre. Dabei sind natürlich so einige merkwürdige, aber oft witzige Dinge passiert. Das ist auch kein Wunder, wenn man sich massiv zudröhnt und dann meist mit dem Zug durch die BRD fährt um andere verrückte Hardcore-Heads zu treffen.

Ein negativ Punkt war sicherlich die Germanys Famoust Stufe II in Duisburg Ende 2003, auf der sich der Veranstalter geweigert hat, Mirender auch nur die Fahrtkosten zu erstatten. Es gab da so diverse Streitereien, auch noch im Nachhinein. Das Ganze ist aber soweit wohl vergessen. Trotzdem stellte diese Party und das ganze Jahr 2003 einen gewissen Umbruch für uns dar, was das Verhältnis zur deutschen - und allgemein zur HC-Szene - betrifft.

Ansonsten gab es noch diverse Partys ohne Monitorboxen, kaputten 1210ern und Kopfhörerausgängen oder eben Abende einfach nur ohne Gäste. Naja, aber so etwas kann ja mal passieren. Insgesamt regen wir uns nicht über sonderlich viele Dinge auf, was die Organisation betrifft.


Nadja: Disco-Techno-Symbiose. Discosounds werden nicht blind mit Beats aufgebrezelt: Abwechslung rules. Respekt vor dem Material haben. Originelle Tracks daraus basteln. Nicht klauen – verarbeiten. Was sagst Du dazu?


Mortifer: Meinst du das ganze Disko/House-Revival, das seit einigen Jahren läuft? Ich bin eigentlich kein großer Freund des Recyceln und Samplen. Auch wenn das sicherlich einige Leute drauf haben und dadurch völlig neue Spielarten entstehen neige ich eher zum „Von-Grund-auf-neu-bauen“ von Tracks.

Sicherlich hat aber die Digital-Technik und das rechnerintegrierte Arbeiten mit Samples und den damit verbunden Techniken wie Slicen, Granularsynthese oder tempounabhängiges Bearbeiten viele neue Sounds erschaffen. Klar wird da auch viel Disko-Kram verbraten.
70er-Jahre Musik mag ich aber absolut nicht und auch nicht das meiste aufgewärmte Zeug mit Elektronik gepaart. Geschmackssache, mir aber zu weich und Glamour behaftet. Das es in diesem Bereich einige Acts mit großem Können gibt steht aber außer Frage.


Nadja: Welche Schuhe trägst Du am liebsten?


Mortifer: Ich hab die letzten 10 Jahre keine anderen Schuhe außer Nike Air Max getragen. Das liegt aber sicher nicht an der Verarbeitungsqualität, sondern an dem oft gelungenen Design der Schuhe. Leider kommt in dem Bereich aber nicht mehr das von Nike, wie es noch in den Neunzigern der Fall war.

Wenn ich meine Air Max länger als ca. 1 Jahr trage fangen sie an nach Katzenpisse zu stinken, sehr seltsam. Außerdem löst sich bei einigen Modellen schon nach 2-3 Monaten das Airsystem und die Sohle ab. Naja, sehen ja geil aus die Dinger. Ich will aber gar nicht wissen, wie viel Kohle Nike pro Paar verkaufter Schuhe verdient.


Nadja: Warum tragen DJs keine Feierhosen (neon/mit Schlag)?


Mortifer: Mir ist es relativ egal wer was, wie, wo an hat, solange es keinen extremistischen Hintergrund hat. Darum habe ich mich mit diesem Thema nie wirklich beschäftigt, auch weil es ziemlich banal ist. Sorry.


Nadja: Welche Bedeutung hat das Publikum für Dich bei Deinen Gigs?


Mortifer: Ich sehe das Publikum auf Hardcore Partys als eine Menge von Leuten, die auch ein Stück weit etwas Extremes suchen. Wenn sie nur cool und chic in der Ecke stehen und auf den nächsten Quuuiiitsch oder ein schönes Pop-Sample warten ist das sicher nicht meine Party.

Von daher gehört es sich auch, die Crowd etwas zu schocken: Mit Tracks, die keine Verbindung mehr zum alltäglichen Mainstream zulassen. Es gibt aber im Moment auch wieder einige gute melodiöse Sachen, mit denen man das Publikum etwas auf seine Seite ziehen kann. Verprügelt werden sie dann später.

Es steigert den Kick beim Auflegen natürlich gewaltig, wenn die Leute von vorn herein offen und euphorisch an die Sache ran gehen. Also zum feiern kommen und nicht um böse, hart oder cool zu sein. Große Ahnung von Musik will ich aber nicht verlangen, gute Charaktere sind mir lieber.

Insgesamt gesehen ist für eine Party das Publikum als Einheit viel wichtiger als der DJ.


Nadja: Dein letztes Booking auf der Team Suizid in Hamburg: Turnt es Dich an, wenn die Menge kreischt: „Jetzt geht’s los! Jetzt geht’s los!“


Mortifer: Das war das Intro, welches mein Battle-Partner Milo aus Schwerin zu Anfang gespielt hat. Da taucht das genannte Sample auf. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht mit bekommen, dass die Leute groß mitgegrölt haben. Du standest da aber auch näher dran… ;-)

Eigentlich bin ich auch nicht der Typ, der Mitsing-Tracks auflegt. Aber wenn es ab und zu solche Momente auf einer Party gibt, kickt das natürlich schon und sorgt für eine ausgelassene, mitreißende Stimmung.


Nadja: Zu welchen kulturellen Orten gehst Du außerhalb von Clubs?


Mortifer: Als Kind bin ich öfter auf Klassik- und Barock-Konzerte gegangen. Da hätte ich mal wieder Bock drauf, weil die Musik schon von der Harmonik unerreicht bleibt.

Sonst besuche ich ab und zu mal meine Mutter auf ihren diversen Ausstellungen, die sie so als Künstlerin durchzieht. Dort zeigt sie vornehmlich Objekte, die sich mit Sprache auseinander setzen.


Nadja: Welche historischen Ereignisse haben Dich geprägt?


Mortifer: Ich denke, dass gewisse Vorkommnisse in der Geschichte jeden von uns prägen. Jeder weis, dass ohne Ereignisse/Epochen wie Industrialisierung, 1. + 2. Weltkrieg, Weimarer Republik, kalter Krieg oder dem Mauerfall unsere Gesellschaft und Umwelt völlig anders aussehen würde. Der Mauerfall ’89 war eigentlich der einzige wichtige Vorfall, den ich wirklich miterleben durfte. Somit wähle ich den mal aus. Schließlich beschäftigt uns dieses Ereignis bis heute im negativen wie im positiven Sinne und ich würde heute einige Leute aus den neuen Bundesländern nie kennen gelernt haben.


Nadja: Was turnt Dich bei Frauen so richtig ab?


Mortifer: Romantisches Weltbild aufbauend auf Illusionen und Manipulationen.


Nadja: Siehst Du Dich als „naturverbunden“?


Mortifer: Nein, insgesamt eher nicht. Ich bin ein absoluter Stadtmensch. Ich könnte niemals in einem ruhigen Dorf wohnen, das akustisch mit Vogelgesang und meinem Ohrenpiepen ausgefüllt ist. Ich find es schön, den ganzen Tag Geschrei in verschiedenen Sprachen gemischt mit Autohupen und Sirenen zu hören. Außerdem brauche ich eine von Menschen geprägte Umwelt, in der sich andauernd etwas tut und in der sich verschiedene Kulturen und Subkulturen beeinflussen. Zudem bin ich ziemlich Wissenschaft- und Technik-begeistert. Vielleicht schlägt diese Einstellung im hohen Alter ja mal ins Gegenteil um.

Trotz alledem mag ich es z.B. auf Wiesen und an Seen zu liegen mehr als ins Schwimmbad zu gehen. Meine Portion Natur hole ich mir in Schweden, hier an Gewässern oder in diversen Parks. Hannover hat da ja einiges zu bieten. Abwechselung im Leben ist wichtig, das brauchen der Körper und die Seele.

Es ist auch nicht verwunderlich, dass wir uns Pflanzen in unsere Wohnungen stellen und uns Tiere in unseren Häusern halten. So ganz aus der Natur heraus gewachsen sind wir nämlich noch lange nicht. Auch am Sexualverhalten ist das gut zu erkennen. Also ist jeder von uns irgendwie naturverbunden.

Ich esse aber auch alles was aus der Natur kommt. Pilze(!), Beeren und Wildgetier schmecken mir besonders gut.


Nadja: Urlaub 2005, geht es für Dich wieder nach Schweden?


Mortifer: Eventuell fahre ich wieder in unser Haus in Süd-Schweden, in dem ich schon meine halbe Kindheit verbracht hab. Es ist der perfekte Ort um mal aus dem Alltag hinaus zu kommen, zu entspannen, schwimmen zu gehen oder durch den Wald zu laufen.

Sonst steht wohl noch eine Europa-Chaos-Tour mit meinem Mitbewohner an. Auf Party-Urlaub hab ich eigentlich nicht mehr so den Bock. Wir feiern ja schon das ganze Jahr über und Leber&Gehirn brauchen auch mal ihre Ruhe. Gerade 2005 war bisher besonders hart.


Nadja: Wie dekorierst Du einen Kuchen?


Mortifer: Ich hab noch nie einen Kuchen gebacken und wenn ich es mal tun sollte, könnte die Deko auch nichts mehr retten.


Nadja: Wer teilt zurzeit Deine Bettdecke?


Mortifer: Letztens hatte ich morgens 2 Flohstiche entdeckt.


Nadja: Welches ist Dein Lieblingsbuch?


Mortifer: Strike – Total Synthesis II, clandestine amphetamine production
Core Java 2
Hakküh&Strakstaan – Het Gabber gevoel (>-höhö)

Sonst lese ich aber viel eher (Fach-) Zeitschriften als Bücher:

Keys (der Standart)
DER SPIEGEL (Klo- und Mahlzeitlektüre)
c’t (wenn mal Zeit da ist)


Nadja: Welches ist Dein liebstes Studio Equipment?


Mortifer: Mein Equipment besteht nur noch aus einem Pentium IV, einem kleinen Behringer-Mixer als Aufnahme- und Monitor-Router, einem Masterkeyboard von M-Audio und Event PS-6 Studiomonitoren. Ja, die letztgenannten hab ich in mein Herz geschlossen. Der Frequenzgang ist zwar nicht wirklich linear, aber die Auflösung ist phantastisch genauso wie das Preis-Leistungsverhältnis.


Nadja: Benutzt Du Software Synthesizer (Reason)?


Mortifer: Ja, ich benutze nur noch VSTi-kompatible Software-Synthesizer. Aber nicht Reason.


Nadja: Siehst Du Deine Stärken eher im Auflegen oder im Produzieren?


Mortifer: Mir macht beides Spaß, auch wenn ich mich in das Produzieren mittlerweile viel mehr reinsteigere. Wenn man komplexe Tracks schreibt, kommt man aber erst nach einigen Jahren zu befriedigenden Ergebnissen. Schon alleine die Kunst des Abmixens kann Jahre an Lernerei beanspruchen. Ich denke, dass ich mittlerweile in dem Bereich genügend Fähigkeiten und Wissen besitze, damit es bald „soweit“ sein kann.

Zu Hause lege ich eigentlich kaum noch auf. Wenn die Vorraussetzungen und meine Stimmung passen, läuft es aber auf Partys bestens. Das liegt wohl auch daran, dass ich mir schon mit 13 die erste HC-Platte gekauft habe und mittlerweile eine gewisse Erfahrung im Drehen besitze.

Leider werden selten Platten released, die mir wirklich 100% gefallen und mich dem entsprechend kicken. Daher kann ich nicht behaupten, dass ich jedes meiner Sets uneingeschränkt mitreißend finde. Da sind noch zu viele Kompromisse, die man zwangsläufig eingehen muss.

Auch ist der Sound, den ich als einer der wenigen in Deutschland vor 2-3 Jahren supported habe, mittlerweile etwas sehr trendy geworden. Es gibt kaum noch Hardcore-DJs die Platten von Labels wie Enzyme oder The Third Movement nicht spielen. Von daher ist für mich im Moment ein bisschen die Spannung raus. Es geht jetzt einfach mehr darum Spaß zu haben beim Auflegen.


Nadja: Was darf man Dir NIEMALS schenken?


Mortifer: Kitschige Porzellan-Figuren, eine Konzert-Karte von Xavier Naidoo(oder wie der auch immer geschrieben wird) und pflegebedürftige Weichei-Zimmerpflanzen… ;-)


Nadja: Nicht viele DJs in der Hardcore-Szene haben einen MC. Was macht für Dich den gewissen Reiz aus, mit MC on Tour zu gehen?


Mortfier Gutes MCing erweitert das Auflegen noch um eine weitere Dimension obwohl es das saubere Mixing nicht gerade einfacher macht durch eventuelle Rückkopplungen und Soundmatsch. Wenn es mit dem Mixing mal locker läuft, nehme ich auch z.B. mal ab und zu den Sound weg und lass Mirender reden. Dabei sind wir schon ein ziemlich eingestimmtes Team. Für mich ist es außerdem ein gutes Gefühl nicht alleine, sondern im Team die Crowd zu peinigen.


Nadja: Wie ist es zu der Bindung zwischen Dir und MC Mirender gekommen? Wo habt ihr euch kennen gelernt?


Mortifer: Andi und ich kennen uns jetzt schon seit ca. 6 Jahren aus diversen Internet News-Groups und Foren, in denen man sich ausgetauscht hatte und das teilweise immer noch tut. Zuerst dachte ich er wäre eine Frau, weil seine damalige email-Adresse „jutta.krenz@...“ lautete. Nee, nee…so hardcore können Frauen ja gar nicht sein hab ich mir da gedacht. ;-)

Auf der ersten E-Lounge im Phonodrome (heute „The Front“) sind wir uns dann im Jahr 2001 das erste Mal begegnet. Damals hatten wir beide noch ein völlig heiles Szene-Bild im Kopf und strotzten vor musikalischer Überzeugung. Das ist zwar heute immer noch so, aber auf eine etwas andere Art. Diese Gemeinsamkeit bewirkte auch, dass wir immer in Kontakt blieben, bis Andi mir eines Tages ein Tape gab, auf dem er als MC für einen D&B-DJ zu hören war. Weil bei mir die Sache mit den Gigs gerade ins Rollen kam, stellte er die perfekte „Mehr-als-Ergänzung“ zu den Sets dar. Vor allen Dingen, weil Andi selber Lyrix schreibt, und nicht hohle Phrasen wie „move your feet to the rhythm of the beat“ ins Mikro schreit, war und bin ich von seiner Leistung angetan. Mittlerweile haben das ja auch andere erkannt…


Nadja: Wie sieht es außerhalb von Hannover Hardcore mit Dir und den Jungs aus? Habt ihr alle untereinander ein freundschaftliches Verhältnis oder geht ihr getrennte Wege?


Mortifer: Wir, also die Acts von Hannover Hardcore, hängen zwar nicht jeden Tag miteinander rum. Ein freundschaftliches Verhältnis auch neben dem Hardcore existiert aber durchaus. Mit Tank*R und Warhead war ich schon im Urlaub und gewisse Aktivitäten wie Grillsession, Kino oder normales Feiern, zieht man regelmäßig zusammen durch.

Jeder hat aber noch einen separaten und älteren Freundeskreis abseits von Hardcore.

Nicht vergessen sollte man auch die Gruppe von Menschen, mit denen wir ständig unterwegs sind und die seit jeher auf unsere Partys kommen. Da sind durchaus einige Freundschaften entstanden die über HHC hinausgehen.


Nadja: Mortifer heißt grob übersetzt „Todbringend“. Welche Bedeutung steckt hinter diesem Namen für Dich?


Mortifer: Ich stehe auf Musik mit Atmosphäre, die eine düstere aber stets aufbrausende und treibende Stimmung erzeugt. Das ganze klingt oft nach Krieg oder Friedhof, lässt dem Zuhörer Gefühle wie Macht, Stolz oder totale Dominanz durch die Musik aufkommen. Sicherlich nicht immer leichte Kost, aber auch nicht so abstrakt, dass es einem nicht berührt und/oder einen Schauer über den Rücken laufen lässt.


Nadja: Welche Releases gab es bisher von Dir? Was erwartet uns in der Richtung noch?


Mortifer: Vinyl-technisch ist von mir bisher ein Remix auf der Resident E 5 von „The Rapist – Mortal Fear“ und ein Track „Mortifer – Your Mind“ auf Doomsday Records 4 erschienen. Dazu kommt noch „Mortifer&Mirender – Secret Path“, der auf der Germanys Famoust CD-Compilation zu finden ist.

Ich weiß, ich weiß…es sollten schon lange mehr von meinen Sachen erscheinen. Es sind aber immer gewisse Umstände dazwischen gekommen, die das verhindert haben. Also, weiter abwarten… :-)


Nadja: Ich danke Dir, für das doch so freundliche Frage- und Antwortspiel *g*


Mortifer: See you in Hell! :-)