Terroralarm vor der Love Parade

Erstellt am: 26.06.2002 - von: mad

Polizei schweigt über Erkenntnisse zu möglichem Anschlag / Die Veranstaltung soll stattfinden.

Die Polizei hat offenbar konkrete Hinweise darauf, dass Islamisten einen Anschlag auf die Love Parade planen. Die Techno-Parade soll trotzdem am 13. Juli stattfinden. "Nach den gegenwärtigen Erkenntnissen besteht kein Anlass, über eine Absage der Love Parade nachzudenken", sagte der Sprecher des Polizeipräsidenten, Karsten Gräfe, am Dienstag. Zu den Gründen wollte er sich ebenso wenig äußern, wie darüber, für wie groß die Polizei die Gefahr hält. Die Parade auf der Straße des 17. Juni, zu der mehr als eine Million Teilnehmer erwartet werden, steht unter dem Motto "Access Peace" (wörtlich: Zugang Frieden).

V-Mann-Bericht von Autobombe

Nach Informationen der "Berliner Zeitung" fand ein V-Mann des Landeskriminalamtes heraus, dass Attentäter "an exponierter Stelle" eine Autobombe zünden wollen. Laut "Bild"-Zeitung sollen albanische Moslems am 12. Juni fünf Kilo Sprengstoff in einem roten Mazda mit holländischem Kennzeichen nach Berlin geschmuggelt haben. Die Fracht sei am Kudamm übergeben und in einer Schöneberger Wohnung deponiert worden. Die Drahtzieher des Anschlages stammen laut "Bild" aus dem Libanon und Palästina.

Die Polizei wollte diese Informationen am Dienstag weder bestätigen noch dementieren. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 gebe es "ganz allgemein" eine hohe Gefährdung von Großveranstaltungen wie der Love Parade, hieß es stattdessen. So sehen das auch die Veranstalter der Love Parade. Nach Rücksprache mit dem Landeskriminalamt habe man keine Hinweise, die die Meldung über einen geplanten Anschlag bestätigen könnten, teilte der Geschäftsführer der Love Parade Berlin GmbH, Fabian Lenz, am Dienstag mit. "Die Teilnehmer der Love Parade sind unseres Erachtens keiner größeren Gefahr ausgesetzt als Teilnehmer jeder anderen Großveranstaltung auf der Welt."

Auch das Bundeskriminalamt in Wiesbaden wiegelt offiziell ab. Die Behörde spricht lediglich von einer "abstrakten Gefährdung". "Bei uns gehen eine Vielzahl an Hinweisen auf mögliche Anschläge ein", sagte ein Beamter des BKA. "Was da so alles kursiert, das ist haarsträubend. Und trotzdem müssen wir alle Hinweise ernst nehmen." Erst Anfang des Monats hatte der Bundesnachrichtendienst allgemein vor Anschlägen auf Passagierflugzeuge auch im deutschen Luftraum gewarnt.

In der Hauptstadt leben laut Verfassungsschutz 4 250 "islamisch-extremistische" Ausländer - die Tendenz ist steigend. Folglich werden auch in Berlin Aktivitäten ausländischer Terrorgruppen registriert. So wurden bei einer bundesweiten Großrazzia im April dieses Jahres auch in der Hauptstadt Mitglieder der deutschen Zelle der palästinensischen Terrorbewegung "Al Tawhid" festgenommen. Die Islamisten-Organisation Hisbollah versucht ebenfalls, in Berlin Fuß zu fassen. Wie berichtet, wollen sie im Bezirk Neukölln ein Schulungs-Zentrum eröffnen. Ein Gebäude haben sie bereits gekauft.


Dieser Bericht stammt von BerlinOnline.de: http://www.berlinonline.de/aktuelles/berliner_zeitung/berlin/.html/154715.html